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Ballastsaite

Das Ballastsaiten-Instrument ist ein einfaches und dennoch hoch komplexes Musikinstrument, das in der experimentellen Musik gespielt wird (z.B. von der EMU der Universität Ulm) und auch im musiktherapeutischen Bereich gut eingesetzt werden kann. Es gehört zu den "low scaled instruments" (wie Horst Kächele solche Instrumente nennt): Jede und Jeder kann dieses Musik-Instrument (im Prinzip) sofort spielen. Die Ballastsaite klingt unmittelbar ohne besondere Spieltechnik, es macht beim Berühren und Hören neugierig, es antwortet jedesmal anders (als erwartet), es hat eine erstaunlich große Bandbreite an Klangmöglichkeiten, es steht keine Notenliteratur zur Verfügung, die geübt werden müßte und es gibt keine folkloristischen Vorbilder oder Stars, die nachgeeifert werden könnten.

Das Ballastsaiten-Instrument besteht eigentlichlich aus drei Instrumenten, die ineinander verwoben sind:

  1. ein Klangkörper, ein Idiophon - am besten aus Bronze, der auf verschiedenste Weise und mit allen nur denkbaren Gegenständen angeschlagen werden kann,
  2. eine freie Stahlsaite, die vom Gewicht des Klangkörpers gespannt wird und die wie jede freie Saite gespielt werden kann (die Tonhöhe wird durch Verkürzen oder Spannen während des Spiels variiert) und
  3. eine waagerecht aufgehängte Rahmentrommen als Resonanzkörper für die in der Mitte eingesetzten Saite. Dieser Resonanzkörper ist natürlich wiederum ein eigenes Instrument.

Das gesamte Musik-Instrument wird von einem ca. zwei Meter hohem Stativ getragen, hängt somit frei im Raum und kann von allen Seiten gespielt werden - z.B. auch von drei Spielern gleichzeitig.

Das Ballastsaiten-Instrument ist nicht käuflich, sondern wird selbst hergestellt. Der Klangkörper wird normaler Weise gefunden (z.B. als Metallstab von Straßenarbeitern als Geschenk oder auf einem Buntmetall-Schrottplatz entdeckt), die Saite ist eine Klaviersaite oder ein Stück Federdraht aus Stahl oder Bronze und der Resonanzkörper kann auch eine größere Blechdose sein.

ballastsaite
Gerlinde Sponholz streicht die Ballastsaite

Dieter Trüstedt, München, 28. Jan. 2004